Erfahrungen mit dem H 101 Salto
von Wolfgang Sutter, Januar 2006
Einleitung
Der H 101 Salto ist eine der ungewöhnlichsten
Erscheinungen unter den modernen Kunststoffsegelflugzeugen. Seine Auslegung als
einsitziges Leistungssegelflugzeug und vollwertiges Kunstflugzeug zusammen mit
seiner Entstehungsgeschichte aus der Hütter H 30 bei
der Firma Glasflügel geben dem Salto sein einzigartiges Aussehen und besonderes
Flugverhalten. Sieht man genauer hin, finden sich etliche der wegweisenenden Konstruktionsdetails des Eugen Hänle wieder. Hergestellt wurde der Salto seit 1970 bei der
Firma Start + Flug von Ursula Hänle, der früheren
Ehefrau Eugen Hänles. Bis 1975 wurden über 50 Saltos
ausgeliefert. Nach der Firmenpleite 1978 wurde der Salto später von Ursula Hänle mit der Firma Doktor Fiberglas weitergebaut. Zuletzt
wurden bis ca. Mitte der 90er Jahre fünf Flugzeuge von Frank und Waldenberger hergestellt, bevor die Produktion endgültig
auslief. Insgesamt sind rund 65 Saltos gefertigt worden.
Der Salto ist ein einsitziges Kunststoffsegelflugzeug in
Einschalenbauweise. Lediglich die Bremsklappen und Teile der Flügelstruktur
enthalten Stützstoff. Der nur 5,95 m lange Rumpf besitzt einen extrem
ausgeprägten, jedoch aerodynamisch vermutlich wenig sinnvollen Übergang zum
Flügel in Mitteldeckeranordnung.
Das enge Cockpit ist ähnlich dem der H 201 Libelle
und bietet gerade genug Platz für die
heute üblichen Instrumente. Die Sitzposition in der wannenförmigen Sitzmulde
ist ungewohnt tief und aufrecht, gibt aber einen hervorragenden Kontakt zum
Flugzeug. Der Platz reicht für nicht allzu füllige Piloten bis etwa 190 cm,
wobei die größeren Piloten auf längeren Flügen wenig Freude an der gekrümmten
Sitzposition mit angewinkelten Beinen haben dürften. Die Kabinenhaube ist wie
die der Libelle nicht in den Rumpf eingestrakt
sondern aufgesetzt und ermöglicht eine fantastische Rundumsicht. Durch die hohe
Bordwand ist jedoch die Sicht nach unten etwas eingeschränkt.
Anders als bei der Libelle wird die Haube nach rechts
aufgeklappt.
Das feste Fahrwerk mit dem 4.00-4 Reifen und Trommelbremse
ist ungefedert, aber für das Flugzeug mit einem maximal zulässigen
Abfluggewicht von 310 kg völlig ausreichend. Das
gedämpfte V-Leitwerk mit symmetrischem Profil hat einen Öffnungswinkel von 99
Grad. Der Rudermassenausgleich ist in den kleinen Ruderhörnern untergebracht.
Das hintere Rumpfende wird von einer konischen Kappe
gebildet, die den abwerfbaren Bremsschirm enthält.
Saltos aus früherer Produktion sind auch ohne Bremsschirm ausgeliefert worden,
der dann allerdings häufig nachgerüstet wurde.
Der Flügel entstammt den Formen der Libelle, ist aber an
der Wurzel jeweils um 70 cm gekürzt. Somit kommt der Salto auf eine Spannweite
von 13,60 m und eine Fläche von gerade einmal 8,58 m². Wenngleich der
Salto-Flügel also hinsichtlich Geometrie und Profil weitgehend identisch zur
Libelle ist, wurde die Struktur beim Salto verstärkt und es finden bescheiden
wirkende zweiteilige Hinterkanten-Drehstörklappen anstelle der Schempp-Hirth Klappen Anwendung. Wasserballast lässt sich
im Salto nicht mitnehmen. Während der Produktion des Salto
bei Start und Flug wurden Spannweitenverlängerungen auf 15,00 m und 15,53 m
entwickelt, um die Segelflugleistung zu verbessern. Zur Verbesserung der Rollwendigkeit
gibt es zusätzlich eine TM, welche die Spannweite auf 13,30 m kürzt.
Der Salto ist in KAT N für eine vne
von 250 km/h und in KAT A von 280 km/h zugelassen. Das Leergewicht des zierlichen
Flugzeuges wurde werkseitig mit optimistischen 180 kg angegeben, was in der
Praxis jedoch kaum erreicht worden sein dürfte. Wasseraufnahme, moderne Instrumentierung und
Reparaturen haben bei den heutigen Saltos dem Leergewicht weiter zugesetzt.
Kaum ein Salto bringt weniger als 190 kg auf die Waage, die meisten liegen um
200 kg. Und das ist eines der Probleme bei diesem außergewöhnlichen Flugzeug.
Bei einem maximalen Abfluggewicht von 280 kg in KAT A bleiben bei einem
Leergewicht von 200 kg gerade noch 80 kg für Pilot mit Kleidung und Fallschirm.
Das maximale Abfluggewicht für KAT N liegt 30 kg höher, sodass hier selbst mit
Ansteckflügeln und Streckenflug-Verpflegung die Zuladungsgrenze selten erreicht
wird.
Im Laufe der Produktion des Salto
hat es verschiedene Baureihen mit kleineren Änderungen gegeben. Zu diesen
Änderungen zählen neben außenliegenden
Querruderantrieben bei neueren Werknummern gegenüber innenliegenden
Antrieben bei älteren Werknummern und geänderter Haubenaufhängung vor allem
Unterschiede in der Cockpitgröße. Nicht zuletzt deshalb sollte jeder Salto vor
dem Kauf probegesessen werden, es sei denn, man weiß
genau über die Ausführung Bescheid. Die Flugzeuge von Frank und Waldenberger haben 15,00 m Ansteckflügel mit Winglets und eine um ca. 10 mm höhere, mit Gasdruckfeder
angeschlagene Kabinenhaube sowie einen massiver ausgeführten Steuerknüppel.
Alle Vorbereitungen für den Flugtag lassen sich
problemlos zu zweit erledigen, vorausgesetzt ein Rumpfwagen oder Bock hält den Rumpf bis zum
Einstecken des ersten Flügels. Gemäß Betriebshandbuch kann mit jedem beliebigen
Teil das Aufrüsten begonnen werden, aber natürlich empfiehlt es sich, mit den
Flächen anzufangen. Jede Fläche wiegt ca. 50 kg und kann somit problemlos von
zwei normal kräftigen Segelfliegern gehoben werden. Natürlich auch von
Segelfliegerinnen. Zunächst wird also der linke Flügel aus dem Hänger gezogen.
Da die Flügeltiefe an der Wurzel recht gering ist, kann der Holmstummel auf den
gebeugten Oberschenkel gelegt werden und der Flügel zum Drehen bequem an der
Endleiste geführt werden. Beim Einschieben des Holmstummels in den Rumpf müssen
Knüppel und Klappenhebel in passender Stellung stehen, da sie über
Torsionsantriebe automatisch anschließen. Wenn, wie hier empfohlen, mit dem
linken Flügel begonnen wird, kann bei geöffneter Haube die richtige Stellung
des Flügels um die Längsachse durch das Bolzenauge geprüft werden und kleinere
Korrekturen durch Kippen des Rumpfes erfolgen. Wenn alles passt wird der Bolzen
gesteckt und somit der Flügel fest mit dem Rumpf verbunden. Der Flügel ist nun
wirklich fest mit dem Rumpf verbunden und kann auf einem Bock oder ganz einfach
auf dem Boden abgelegt werden. Möglich ist das durch die Holmbrücke im Rumpf,
die sicherlich ein paar Kilogramm Gewicht kostet, dafür aber das Aufrüsten so
schön einfach macht. Die rechte Fläche wird sinngemäß genauso angesteckt und
der ganze Vorgang dauert bei geübten Personen etwa vier Minuten.
Als nächstes sind die Leitwerke dran. Die schiebt eine
Person alleine von hinten auf die rumpfseitigen Holmstummel. Jede
Leitwerkshälfte wird dann im Nasenbereich von einer Inbusschraube
auf den konischen Sitz gezogen. Es ist eine Fummelei, die Schrauben mit dem
Schlüssel durch das Loch in der Nasenleiste zu treffen, mit etwas Übung jedoch
geht auch das problemlos. Auch diese Ruder schließen automatisch an und das
Ganze dauert etwa drei Minuten.
Soll mit Ansteckflügeln geflogen werden, müssen zunächst
- sofern montiert - die Endscheiben (13,30 m) oder Randbögen (13,60 m) abgebaut
werden. Die Ansteckflügel werden dann mit ihren ca. 50 cm langen Rohrholmen in
die Flügel geschoben und mit je einer Inbusschraube
von unten nach oben durch den Flügel gesichert. Die Montage der Ansteckflügel
ist das Lästigste am Aufrüsten, da diese Schrauben die einzigen losen Teile des
Flugzeuges sind und man zwischen Hänger und Flügelspitze hin und her laufen
muss. Daher schlägt das durchaus noch mal mit ca. vier Minuten zu Buche. Nun
muss noch der Bremsschirm eingehängt werden (ca. zwei Minuten), wofür man
entweder ein zweites mal einen Helfer benötigt oder
mit zwei Schnüren den Öffnungs- und Ausklinkgriff zum Rumpfende
verlängert, und das Flugzeug abgeklebt werden (ca. drei Minuten).
Das Aufrüsten ist also eine starke Seite des Salto. Alle Teile sind leicht, die Ruder schließen
automatisch an, man braucht nur für kurze Zeit einen Helfer (und die bieten sich
angesichts des ungewöhnlichen Flugzeuges erfahrungsgemäß überall gerne an) und
nichts klemmt oder hakt. Allerdings hat man mit den beiden Leitwerkshälften,
dem Bremsschirm und, je nach Bedarf, den Ansteckflügeln bis zu vier Teile mehr
als bei den meisten Flugzeugen der gleichen Klasse, und davon müssen drei ja
auch noch abgeklebt werden. Zusammen mit dem Verräumen der Rumpfwagen,
Flächenscheren etc. der meist aus den 70er Jahren stammenden Hänger vergehen
dann doch gut 20 Minuten vom Öffnen der Hängerklappe bis zum
Vorschieben in die Startreihe.
Wer zum ersten Mal in das Cockpit des Salto
steigt wird die tiefe Sitzposition ungewohnt finden. Man sitzt ein wenig wie in
einer kleinen Badewanne, mit leicht angewinkelten Beinen und fast senkrechtem
Rücken. Dennoch ist das nicht unbequem. Das Sitzorgan findet seinen Platz auf
ein paar Lagen Glasgewebe, die gleichzeitig die Rumpfschale bilden. Dadurch ist
vor allem bei niedrigen Außentemperaturen für eine prima Wärmeabfuhr gesorgt
und es wird bitterkalt am Popo wenn man kein isolierendes Sitzkissen verwendet.
Größere Piloten bekommen allerdings kaum eine zurechtgeschnittene Isomatte unter, ohne dann Probleme beim Schließen der Haube
zu bekommen. Die Rudergestänge und Leitungen verlaufen in Tunneln links und
rechts des Sitzes, die den Platz im Hüftbereich stark einschränken aber dafür
passable Auflageflächen für die Unterarme bieten. Die Pedale sind über einen
ausreichenden Bereich verstellbar. Alle Bediengriffe und Instrumente sind gut
erreichbar. Die Griffe zum Öffnen und Abwerfen des Bremsschirms befinden sich
jeweils links und rechts an der Bordwand neben dem Instrumentenbrett. Der
Ausklinkknopf ist zwischen den Beinen und der Bremshebel am Knüppel, welcher
auffallend kurz ist und sich praktisch aus dem Handgelenk in alle Stellungen
bringen lässt. Die geniale Federschnelltrimmung ist, wie bei Glasflügel-
Flugzeugen üblich, am Knüppel angebracht. Wegen der tiefen Sitzposition ist die
Sicht nach vorne durch die Bordwand und das Instrumentenbrett etwas
eingeschränkt, was sich bei angehobenem Sporn aber schnell bessert. Als ich das
erste Mal in einen Salto einstieg, hatte ich das Gefühl mir das Flugzeug
anzuziehen. Es ist zwar alles etwas eng und spartanisch, dafür hatte ich bisher
nie besseren Kontakt zum Flugzeug und der Luft, in der ich flog.
Der F-Schleppstart erfolgt an der Bugkupplung, die wohl
alle Saltos haben dürften. Die Querruder sind sowohl bei kurzer als auch langer
Spannweite recht früh wirksam, sodass der Flächenläufer nur einen
durchschnittlichen Dienst zu verrichten hat. Zudem beschleunigt der Schleppzug aufgrund des geringen Gewichts des Salto gut. Die Bremsklappen können getrost während des
gesamten Anschleppvorgangs eingefahren bleiben. Sie sind zu weit innen um die
Strömung an den Querrudern beeinflussen zu können. Die Seitenruderwirksamkeit
reicht auch für Startläufe bei kräftiger Seitenwindkomponente aus. Sobald der
Salto abgehoben hat (ca. 85 km/h bei 13,60 m und ca. 80 km/h bei 15,53 m)
überrascht er den Neuling mit seiner extremen Wendigkeit um die Querachse. Nur
millimetergroße Höhenruderausschläge dürfen mit dem kurzen Knüppel gegeben
werden um ihn in Bodennähe ohne Überschwingen hinter dem Schleppflugzeug zu
halten. Die Wendigkeit um die Längsachse ist bei 13,60 m ebenfalls weit
überdurchschnittlich und bei 15,53 m immer noch gut im Vergleich zu anderen
Flugzeugen seiner Klasse, obwohl die gut einen Meter langen Ansteckflügel keine
Querruder haben. Je nach Böigkeit und Spannweite ist der Steigflug mit 100 -
130 km/h am angenehmsten. Während des Schlepps kann
man der Fahrtmesseranzeige allerdings nicht trauen, da der Gesamtdruck von
einem Messingrohr direkt neben dem Ring der Bugkupplung abgenommen wird. Je
nach Seilwinkel kann sich der Messfehler verändern. Während des Schlepps muss laufend die Lage und Position des wenig
stabil fliegenden Saltos korrigiert werden. Ansonsten verläuft der F-Schlepp
problemlos, und man gewöhnt sich nach einigen Starts rasch an die empfindliche
Steuerung.
Beim Windenstart an der recht tief liegenden
Schwerpunktkupplung kann der Salto bei starker Anfangsbeschleunigung und
hinteren Schwerpunktlagen aufbäumen, was nur durch sofortiges volles Drücken
unterbunden werden kann. Während die Fahrt steigt, muss der Knüppel wieder
nachgelassen werden. Sollte in dieser bodennahen Phase das Seil reißen, muss
natürlich blitzschnell auf das mit dem Seil wegfallende schwanzlastige Moment
reagiert werden. Nach Erreichen der Sicherheitshöhe kann weich in den vollen
Steigflug übergegangen werden. Zu starkes Ziehen kommentiert der Salto mit
deutlichen Schwingungen um die Querachse. Am besten steigt er um 130 km/h,
zugelassen ist er bis 150 km/h und unter 100 km/h wird es langsam unangenehm.
Etwas problematisch ist, dass der zierliche Salto von der Winde aus im Schlepp
immer deutlich schneller aussieht als er ist, und er daher trotz Ansage vor dem
Start von nicht eingeweihten Windenfahrern meist zu langsam geschleppt wird.
Ansonsten ist der Windenstart problemlos, solange man vorsichtig mit dem
Anstellwinkel umgeht.
Um es gleich vorweg zu nehmen: hier zeigt der Salto,
dass seine Auslegung ein Kompromiss zwischen Kunst- und Segelflug ist. Nicht
etwa wegen seiner Flugleistungen, die anderen Flugzeugen seiner Zeit, wie etwa
der Standard Libelle oder den Astirs, zumindest mit
15,00 oder 15,53 m praktisch ebenbürtig sind. Es sind das bescheidene
Sitzangebot und die viel Aufmerksamkeit fordernden Flugeigenschaften, die dem
Segelflieger vor allem bei langen Aufgaben zu Schaffen machen.
Beim Kurbeln mit dem Salto macht besonders die
leichtgängige Steuerung mit den mit den kurzen
Knüppel- und Pedalwegen Spaß. Mit kurzer Spannweite kann sozusagen in Echtzeit
zentriert werden. Aus dem Handgelenk praktisch kraftlos volles Querruder,
Seitenruder leicht antippen und schon ist der Flieger aufgerichtet. Eine
Sekunde warten und wieder rein, der Salto folgt den Eingaben wie auf Schienen -
das muss man erlebt haben. Mit langer Spannweite ist das Ganze etwas
konventioneller, was aber beeindruckend bleibt, sind die kurzen Ruderwege und die
fast nicht vorhandenen Ruderkräfte. Die Ruderabstimmung ist in beiden Fällen
etwa gleich, da der Hebelarm der Querruder und damit das negative Wendemoment
ja unverändert bleiben. Lediglich die Trägheit nimmt um die Hochachse leicht
und um die Längsachse etwas deutlicher zu. Bei kurzer Spannweite ist das
Eigensinken aufgrund der geringen Streckung (21,6) und hohen Flächenbelastung
(32,6 kg/m²) mit gut 0,7 m/s recht hoch und
entsprechend bescheiden kann man mit den meisten Flugzeugen im Bart mithalten.
Bei starker, turbulenter Thermik lässt sich allerdings mit der hohen Wendigkeit
einiges wieder gut machen. Mit großer Spannweite (Streckung 26,3 und Flächenbelastung 31,3 kg/m²) steigt der Salto
sehr viel besser. Man kann problemlos mithalten und den Bart in den meisten
Fällen als erster ganz oben verlassen. Hierzu gehören allerdings noch zwei
Dinge:
Zunächst die Erkenntnis, dass der Salto schnell genug
gekurbelt werden muss. Schon bei mäßiger Querneigung ab ca. 25-30° sind
mindestens 95 km/h bei kurzer Spannweite und 85 km/h bei großer Spannweite
nötig. Der Salto kann zwar langsamer bevor er kurz und deutlich warnt, aber er
steigt dann einfach schlecht. Mir ist diese Erkenntnis erst nach ca. 100
Flugstunden und einigen im direkten Vergleich mit anderen Flugzeugen ausgekurbelten Bärten vollends bewusst geworden.
Und dann braucht man noch viel Aufmerksamkeit ständig
während des Kurbelns. Der Salto fliegt wenig eigenstabil und zu jeder Zeit
müssen Horizont, Querneigung und Faden mit feinen Ausschlägen aller Ruder im
Zaum gehalten werden. Eine kurze Ablenkung, z.B. durch erschwerte
Luftraumbeobachtung, lässt schon den Faden deutlich auswehen und die Fahrt
stimmt nicht mehr. Beim Versuch, die Karte zu falten oder zu lesen, hat sich
der Salto schnell aus dem Bart entzentriert.
Das Überziehverhalten entspricht dem anderer Flugzeuge
dieser Zeit. Bei zu hohem Anstellwinkel gibt es ein feines aber deutliches
Schütteln. Wird diese Warnung missachtet lässt sich der Salto bei vorderen
Schwerpunktlagen sowohl im Geradeaus- als auch im Kurvenflug halbwegs im
Sackflug halten. Bei hinteren Schwerpunktlagen kippt der Salto im Kurvenflug
nach innen ab, wobei er während der ersten viertel Umdrehung sofort auf
Standardmaßnahmen reagiert. Trudelt er erst einmal richtig, muss, wie bei den
meisten Flugzeugen mit V-Leitwerk, zum Ausleiten zusätzlich zu den
Standardmaßnahmen unbedingt voll gedrückt werden und der Salto kann erheblich
nachdrehen. Mit langer Spannweite kann man den Salto etwa 10 km/h langsamer fliegen
als mit 13,60 m.
Beim Vorfliegen zeigt der Salto, wie schon
erwähnt, recht passable Leistungen. Die beste Gleitzahl ist für die kurze Spannweite
mit 35 angegeben und für die lange Spannweite mit 37. Messungen der Idaflieg bestätigten dem Salto mit dem Wortmann-Profil FX
66-17 A 182, welches auch bei Standard Libelle und Hornet verwendet wurde,
diese Leistungen im Rahmen des üblichen Hersteller-Optimismus. Auch bei höheren
Geschwindigkeiten gleitet der Salto recht anständig, wenngleich bei 150 km/h
der Horizont schon ganz schön hoch steht. Schneller fliegt man aber nach McCready in unseren Breiten auch bei bestem Streckenwetter
kaum. Herrschen durchschnittliche Bedingungen, wird um
120 bis 140 km/h vorgeflogen. Bei diesen
Geschwindigkeiten unterscheiden sich die Polaren der langen und kurzen
Spannweiten nicht deutlich, der große Vorteil der langen Spannweite liegt klar
im Handling beim Kurbeln und dem deutlich besseren Steigen.
Leider machen sich auch beim Vorfliegen die geringen
Leitwerksvolumina und die dürftige Querstabilität bemerkbar. Der Salto muss
ständig aktiv geradeaus geflogen werden und schiebt bei kleinster Fehlstellung
der auch bei hoher Geschwindigkeit praktisch kraftlos arbeitenden
Seitenruderpedale. Auch hier gilt: Karte lesen anstatt zu fliegen oder gar die
Steuerung loslassen um die Karte zu falten führt zu erheblichen Abweichungen
vom gewünschten Flugzustand. Zum Falten der Karte gibt es allerdings sowieso
reichlich wenig Platz im Cockpit und es empfiehlt sich daher, sich vorher
Gedanken über eine geschickte Falttechnik zu machen. Proviant für längere Flüge
lässt sich wunderbar in den Flügel-Rumpf-Übergang im Schulterbereich stopfen.
Für alle Dinge, die man während des Fluges nicht braucht, gibt es hinter dem
Sitz sensationell viel Stauraum. Schade, dass die Zuladung des Gepäckraums auf
15 kg beschränkt ist - ich glaube, man könnte so etwa zehn Paletten Dosenbier
darin unterbringen.
Mit Ausnahme des Prototypen der Saltos, der D-2040, sind alle Saltos für die gesamte Bandbreite des Segelkunstfluges zugelassen. Die D-2040 hat neben etlichen kleineren Abweichungen vor allem nicht die Strukturverstärkungen im Flügel und fällt auch nicht unter die Musterzulassung der Saltos. Das Kennblatt ist erst ab Werknummer 2 gültig.
Loopings, Rollen, Turns,
Rückenflug - all das ist eine wahre Freude mit dem Salto. Auch negative Figuren
macht der agile Flieger mit zulässigen Lastvielfachen von +7,0/ -4,9 g problemlos mit. Beim
Außenlooping muss man allerdings im unteren Scheitel mindestens 250 km/h haben
und dann schön eng rumdrücken, um oben noch mit ausreichender Fahrt anzukommen.
Wenn man zu eng drückt, schüttelt er - was man zwar durch Nachlassen in Griff
bekommt, aber viel Energie kostet, wenn man es übertreibt. Insgesamt ist es
erstaunlich, wie schnell das leichte Flugzeug Fahrt nimmt und wie viel Höhe man
wieder herausbekommt.
Die Schattenseite des Salto
offenbart sich allerdings bei Figuren jenseits der anliegenden Strömung.
Während gestoßene Rollen und Rückentrudeln noch gut ein- und auszuleiten sind, bereiten Trudeln und gerissene
Rollen ernsthafte Probleme. Oft reißt der Salto nicht richtig ab und wenn er
dann mal richtig rotiert, bekommt man ihn schwer auf den Punkt wieder heraus.
Vor allem das Ausleiten des Trudelns nach genau einer Umdrehung ist wegen der
stark pendelnden Längsneigung des Salto fast
unmöglich, wird aber in vielen Programmen gefordert. Das gibt jede Menge
hässliche Kreise auf den Punktrichterbögen. Ebenso schwierig ist das Ausleiten
von ganzen gerissenen Rollen, bei denen der Salto sehr schnell rotiert. Hier
muss nach etwa einer halben Umdrehung das Höhenruder soweit nachgelassen
werden, dass der Flieger gerade noch weiterrotiert um etwa 90 bis 45° vor der
Waagerechten auszuleiten. Lässt man das Höhenruder nur etwas zu früh oder zu
stark nach, liegt die Strömung sofort wieder an und man muss die Rolle
gesteuert zu Ende fliegen, was natürlich vollen Punktabzug gibt. Ist man zu
spät dran oder zu zaghaft, kann man mit einer viertel Umdrehung zu viel
rechnen, was meist die gleiche Bewertung zur Folge hat. Wenn der Salto auf
senkrechten Linien abwärts nicht richtig reißt, bekommt man ihn kaum innerhalb
der Betriebsgrenzen wieder heraus.
Der Grund für diese akrobatischen Unzulänglichkeiten liegt
zum einen sicherlich in der Aerodynamik des Flügels, dessen Profil, Geometrie
und Querruder ja einem Leistungssegelflugzeug der späten 60er Jahre
entsprechen. Zum anderen aber auch an der für ein Kunstflugzeug recht großen
Streckung, die hohe Rotationsträgheitsmomente um Längs- und Hochachse mit sich
bringt. Entscheidend dürfte allerdings auch das V-Leitwerk sein, das, wenn auch
sehr viel besser als sein Ruf, gerade beim Trudeln nicht so wirkungsvoll ist
wie ein Leitwerk konventionellerer Bauweise.
Der Salto ist also genau das richtige für den,
der ohne allzu viel Ehrgeiz alles nur Erdenkliche mit größter Perfektion
fliegen zu wollen, an den Kunstflug geht. Wer das dennoch will, bringt den
Salto bald an die Grenzen des mit ihm sinnvoll Machbaren. Das ist der
Kompromiss eines Kunstflugzeuges, mit dem man auch Segelfliegen kann.
Im
Endanflug wird der Gleitwinkel mit den Hinterkanten-Drehstörklappen gesteuert.
Die Wirkung ist ähnlich dürftig wie z.B. bei der Ka 8
oder dem Bergfalke II. Der Slip ist gut steuerbar und wirksam und unter
normalen Umständen trifft man den Aufsetzpunkt auch ohne Zuhilfenahme des
Bremsschirms.
Beim
Abfangen gerät der Salto mit seinen tief angebrachten Flächen deutlich in den
Bodeneffekt, sodass ein ungewohntes, endlos scheinendes Ausschweben die
Landestrecke deutlich verlängert. Das Ausschweben lässt sich nur durch Einsatz
des Bremsschirms, der bis zum Stillstand am Flugzeug bleibt, und durch penibles
Halten der Fahrt im letzten Teil des Endanfluges auf ein normales Maß
reduzieren. Die Fahrt muss dabei bis zum Abfangen bis auf wenige km/h
Abweichung um 85 gehalten werden. Wird man zu langsam, fehlt die Reserve bei
böigem Wetter und man muss mit sehr großem Anstellwinkel abfangen. Hat man über
90 auf dem Stau, schwebt man endlos aus. Problematisch kann das bei
Außenlandungen werden, besonders im Gebirge, wo mehr Fahrtreserve wegen
möglicher Bodenturbulenz benötigt wird.
Ich
habe allerdings auch schon zwei Zwischenfälle mit zu weit gekommenen Saltos auf
Flugplätzen erlebt.
Hat man sich mit dem Schirm vertan, kann man ihn jederzeit
abwerfen. Landungen ohne Schirm habe ich immer als Radlandungen geübt um das
lange Ausschweben zu vermeiden. Durch Rollwiderstand und Radbremse lässt sich
schneller die Fahrt abbauen als in der Luft.
Der Salto ist sicherlich kein Flugzeug für den
Vereinsbetrieb oder für ungeübte Piloten. Das liegt nicht etwa daran, dass er
schwierig oder gefährlich zu fliegen wäre, sondern vielmehr daran, dass man
sich an einige seiner Eigenschaften erst einmal gewöhnen muss um sich wohl mit
ihm zu fühlen und das volle Potenzial ausschöpfen zu können.
Auch wenn der Salto beim Streckenflug den Piloten
überdurchschnittlich fordert, kann man in der Clubklasse aufgrund der
Index-Wertung mitmischen und große Flüge sind durchaus machbar. Allerdings habe
ich mit meinen knapp 190 cm den Komfort eines größeren Cockpits auf langen
Strecken schon sehr vermisst.
In der Vollakro-Klasse kann
man auf Wettbewerben heute nicht mehr viel ausrichten, dafür sind die harten
Flugstile von Swift und Fox schon längst zum Maßstab geworden. Für
Aufsteiger-Wettbewerbe oder Kunstflug einfach nur zum Spaß ist der Salto
allerdings immer noch gut zu gebrauchen.
Auf dem Gebrauchtmarkt hat dieses besondere Flugzeug
deshalb trotz diverser Unzulänglichkeiten seinen Preis.
Der Salto ist eben mehr als zwei halbe Flugzeuge.
Schlussbemerkungen
Dieser Bericht beruht auf meinen
Erfahrungen nach ca. 10 Jahren und 400 Flugstunden auf Salto, sowie dem
Austausch mit anderen Salto-Piloten. Die Flugeigenschaften verschiedener Saltos
können durchaus je nach Schwerpunktlage, Ruderausschläge, Oberflächenfinish
usw. besonders im Grenzbereich leicht unterschiedlich sein. Die von mir
geschilderten Eigenschaften decken sich jedoch mit den Beobachtungen der
meisten Piloten.
Anregungen und Kommentare zu diesem
Bericht nehme ich gerne unter sutter_w@web.de
entgegen.