Beide mit Rotax 80PS und
Verstellpropeller
Unser Verein besitzt eine Grob G 109A mit der Kennung D – KELI.
Ich nehme es gleich vorweg: sie wird im Verein nicht geliebt, auch wenn ich es
nicht nachvollziehen kann.
Unser Falke ist funkelniegelnagelneu (wer kauft so was?) und hat
die Kennung D-KBUR.
Kurz
vor dem Start vor Sunrise
Ich finde die Form der 109A schöner als die der 109B, auch wenn
die B die praktischen Fenster im Fußraum hat.
Unser Falke hat ein Zweibein – Fahrwerk und Spornrad. Der Falke
ist so hässlich, dass er fast schon wieder schön ist. Die einzigen Flugzeuge,
die hässlicher sind, ist der Falke mit Zentralfahrwerk und der Super – Guppy.
Der Einstieg bei unserer KELI erfolgt über die Flächen.
Ursprünglich hat die 109A eine Stufe vor der Fläche und man steigt vor der
Fläche ein. Ein Vereinskamerad, dessen Namen ich nicht nenne (aber Rudi weiß
wer gemeint ist) hat die Flächen im Einstiegsbereich verstärkt und mit einer rauen
Oberfläche versehen. So klappt der Einstieg wunderbar.
Die G109 hat ein recht großes Gepäckabteil hinter den Sitzen und
waaaahnsinnig viel Platz für die Piloten. Ich hatte auch schon mal zwei Kinder
von 10Jahren auf einem Sitz und es klappt problemlos. Allein die Gestaltung des
Innenraums spricht schon für sich.
Die Sitz-Rückenlehnen sind verstellbar, was ein Falke z.B. nicht
bietet. Die Sitzposition kann in sehr weiten Grenzen variiert werden, so dass sich
jeder die für ihn optimale Position aussuchen kann. 8h in der G109 an einem Tag
sind nicht das geringste Problem, auch nicht für Kinder, die ja sonst sofort
schreien, wenn auch nur die kleinste „Erbse“ unter dem Kissen liegt.
Mein Co bei der Arbeit. So bequem kann fliegen in einer Grob G109 sein.
Ich bin an dieser Stelle wahrscheinlich langweilig, aber auch hier
muß ich sagen, dass für mich das bequeme Sitzen im Flugzeug eines der
wichtigsten Kriterien ist. Hier tut es für die Grob schon fast weh an einen
Vergleich mit dem Falken auch nur zu denken. Es ist, als wenn man die
Bequemlichkeit von einem Fernsehsessel mit der einer Hühnerleiter vergleichen
würde.
Alle Bedienelemente liegen sehr gut, ich vermisse nur den Hebel
für das Einziehfahrwerk J.
Super ist auch die Größe des Tanks. Es passen 80 Liter rein.
Zusammen mit dem Verbrauch von ca. 14 l/h und einer Reisegeschwindigkeit von ca.
165 km/h ergibt sich ein ganz enormer Aktionsradius (als Beispiel: Nürnberg bis
russische Grenze (Rzeszow) mit einer Tankfüllung).
Der Einstieg in den Falken erfolgt von vorne und ist eine kleine
Trimm – Dich Übung. Der Platz für den Piloten ist geradeso ausreichend für
Leute wie mich (173cm, 72kg). Sobald breitere Piloten drin sind wird es
interessant. Im Falken lässt sich außer den Pedalen nichts verstellen,
dementsprechend bequem ist er. Entspricht ungefähr der Sitzhaltung in einer K6.
Über die Schönheit von frei im Gesichtsfeld liegenden
Gitterrohrumpf – Röhren kann man glaube ich nicht streiten. Das Meisterstück
des modernen Designs ist der Klappenhebel. Ein Lanz – Bulldog hat in etwa gleich
modern gestaltete Bedienelemente.
Bei der Beladung beider Flugzeuge muß man vorsichtig sein beide
sind schnell überladen, wenn zwei Erwachsene drin sitzen.
Zunächst wurde mir bei beiden Flugzeugen beigebracht, dass man
beim Start UNBEDINGT den Propeller ca. 5 Umdrehungen zurückdrehen müsste.
Wenige Monate später habe ich dann einen „auf den Deckel“ gekriegt, weil ich
diese Anweisung befolgt habe. Das darf man jetzt NICHT machen.
Beide Motoren springen problemlos an. Die Startprozedur
unterscheidet sich nur in der Bedienung der Verstellpropeller. Der in der Grob
ist mechanisch, der im Falken ist elektrisch. Ich sehe keine großen Vor und
Nachteile bei beiden Systemen. Der einzige ist vielleicht, dass das elektrische
System sehr lange braucht, um aus der Segelstellung in die Normalstellung
zurückzukommen, aber wer macht beim Falken schon den Motor aus, um zu segeln?
Unser Falke – Prop war dieses Jahr kaputt, der Motor ist durchgebrannt. Ob es
ein Einzelfall ist, weiß ich nicht. Der Tausch war jedenfalls keine große
Aktion, sobald man sich darauf geeinigt hatte, dass es tatsächlich der Motor
war.
An dieser Stelle vielleicht eine Warnung an die, die Leute zum
Fliegen überreden wollen. Meine erste Begegnung mit einem kleinen Flugzeug war
ein Schnupperflug in einem Zentralfahrwerk - Falken mit VW – Motor (50PS?),
ohne Dämmung und ohne Kopfhörer. Ich drücke es mal so aus: ich fühlte mich, als
würde ich in einem mit Pappe bespannten Baustellen – Gerüst sitzen, als hätte
ich den Motor auf dem Schoß und sollte damit auch noch fliegen! Die Fuhre kam
nicht vom Boden und der Fluglehrer schrie mich an (Klaus konnte gar nicht
anders, es war halt zu laut). Ich habe ernsthaft überlegt, ob es das richtige
für mich ist.
Die Falken und allgemein die Gemischtbauweise habe ich endgültig
in mein Herz geschlossen, als ich in zwei aufeinanderfolgenden Wintern eine
Grundüberholung machen durfte, wo der Rumpf per Flugschülerhand abgeschliffen
wurde: „nimm 400er Papier, dann dauert es länger“.
Wie jedes Spornradflugzeug hat auch die G109 nie Nase nach oben
beim Rollen. Manche behaupten, man würde nach vorne nichts sehen, aber es
stimmt nicht. Man muß nur richtig sitzen. Mit einer Handbreit Luft über dem
Scheitel ist die Sicht nach vorne sehr gut.
Wer eine schlechte Sicht erleben möchte, soll sich in eine Mustang
reinsetzen.
Ich kenne kein anderes Flugzeug,
das beim Rollen angenehmer ist, als die G109. Durch die einzeln bedienbaren
Bremsen kann man die GROB „auf dem Teller“ wenden. Das Spornrad ist gelenkt,
klinkt aber automatisch aus, sobald ein bestimmter Winkel überschritten ist und
klinkt automatisch wieder ein, sobald man geradeaus rollt.
Mit den einzeln bedienbaren
Bremsen, die über „Pedale an Pedalen“ betätigt werden kann man Slalom im
engsten Bereich fahren.
Zugegeben, das Hantieren mit der GROB erfordert ein wenig Übung,
aber sobald man den Dreh raus hat, klappt es genial. Auch hier kein Vergleich
mit einem Falken, der einen halben Salzsee braucht um zu wenden.
KELI in Posen (Poznan)
Die Startprozedur ist bei beiden Flugzeugen praktisch identisch.
Bei der Grob kommt das dreifache Betätigen des constant speed Propellers dazu
(keine 15s Mehraufwand).
Die Haube beim Falken geht automatisch zu, die bei der Grob muß
verriegelt werden. NICHT VERGESSEN! Ich kenne Piloten, die es vergessen haben.
Da ich bisher immer ohne Fallschirm geflogen bin ist die Frage
nach Notausstieg uninteressant, sollte ich es dennoch irgendwann tun müssen,
würde ich die Grob vorziehen. Die Falke – Haube kriegt man selbst am Boden kaum
ab. Die von der Grob geht spielend runter.
Startrollstrecke: Hier ist der größte Vorteil des Falken zu sehen:
durch das geringere Gewicht hebt er wesentlich schneller vom Boden ab als die
Grob. Die Grob ist relativ schwer und braucht eine längere Startstrecke. Für
mich ist die Steigleistung absolut ausreichend, auch wenn ich zugeben muß, dass
eine Fuji mit 200PS schneller steigt J.
Der Start selbst ist bei beiden Flugzeugen völlig unproblematisch,
auch wenn ich auch hier nicht genau weiß, was jetzt richtig ist. Mir wurde
beigebracht, dass man zunächst den Sporn vom Boden heben muß um anschließend bei
ausreichender Geschwindigkeit durch Ziehen abzuheben. Klappt bei beiden
Flugzeugen wunderbar.
Es gibt Piloten die sagen, man sollte in „Dreipunktlage“ abheben.
Nach dem Abheben dreht man beide Constant Speed Propeller
geringfügig zurück, was die Steigleistung verbessert.
Start in Krakau
Die Grob hat eine besser Sicht
und hat eine vernünftige „Lage“, während man sich im Falken, der bei
Reisegeschwindigkeit die Schnauze runternimmt, immer wie in einem Hubschrauber
vorkommt.
Die Ruder sind in beiden Flugzeugen gut abgestimmt. Die Trimmung
in der Grob ist super (ein Hebel zwischen den Sitzen), die im Falken ist eine
Katastrophe. Die typische Trimm – Handbewegung im Falken ist der Schlag auf den
Trimmhebel mit dem Handballen.
Die Reisegeschwindigkeit beider Flugzeuge ist absolut identisch.
Sie fliegen im grünen Bereich beide mit ca. 165km/h und verbrauchen beide ca.
14l/h. Durch den wesentlich größeren Tank hat die Grob auch hier einen großen
Vorteil.
Die Gashebelbedienung ist bei beiden Flugzeugen ähnlich: ein Hebel
zwischen den Piloten (Falke am Brett, Grob zwischen den Sitzen). Anders war es
bei alten Falken, die nur einen Dorn hatten. Den ersten Falken hat man wohl am
Hornberg auf den neuen Gashebel um gebaut.
Der Falke ist wesentlich empfindlicher auf Böen als die Grob. Bei
ruppigem Wetter kann es im Falken schon wirklich hart zugehen, während die Grob
bei gleichem Wetter immer noch ruhig liegt.
Beide Flugzeuge sind vergleichbar wendig. Viel mehr fällt mir zum
fliegerischen nicht ein. In der Grob genießt man das bequeme sitzen, hört die
FIS ab (manchmal lustig) und fliegt vor sich hin. Im Falken versucht man vor
allem , Blut in die Beine zu kriegen.
Meine erste Landung mit einem Falken war eine ziemliche
Überraschung: ich zog am Klappenhebel, aber nichts passierte. Zumindest war das
mein Eindruck. Auch der Slip ist wirklich nicht der Hammer, die
Seitenruderwirkung ist nicht überragend. So wird die Landebahn sehr schnell
kurz. Die Landeklappen bei dem Falken sind eigentlich vielmehr Spoiler, die auf
der Oberseite der Flächen liegen und ca. 45° nach vorne gedreht werden. Sie
sind nicht breiter als der Propeller und nicht höher als 12cm?, daher die „überragende“
Wirkung. Dafür kann man den Falken ca. 15km/h langsamer anfliegen als die Grob.
Ob das jetzt unbedingt ein Vorteil ist, kann jeder für sich entscheiden. An
meinem ersten Platz ist ein Pilot im Falken kurz vor dem Aufsetzen abgeschmiert
und hatte leider sich und seinen Fluggast ins Jenseits befördert. Ursache war
zu langsames Anfliegen.
Die Grob wird mit ca. 110km/h angeflogen. Die Klappenwirkung ist
der HAMMER, wie bei jeder Grob. Wenn man sie auch noch slipt kriegt man
wirklich Angst, wie sie runtergeht.
Vom Schwierigkeitsgrad her sind beide Landungen gleich schwer. Bei
dem Falken muß man berücksichtigen, wie schlecht die Klappen sind, bei der Grob
muß man berücksichtigen, wie gut sie sind. Dies ist kein Scherz. Beim Falken
muß man früh genug runtergehen, um die Bahn zu treffen. Bei der Grob muß man spätestens
unmittelbar vor dem Aufsetzen die Klappen so weit einfahren, dass nur noch ca.
20% rausgucken, sonst gibt es eine harte Landung. Während beim Falken die
Klappen eigentlich immer voll gefahren sind und dies während der ganzen Landung
bleiben, zieht man bei der Grob sofort nach der Bodenberührung die Klappen voll
raus, dann klebt sie sofort am Boden.
Ich lande persönlich die Grob lieber als den Falken. Die Grob ist unempfindlicher
gegenüber Störeinflüssen, wie z.B. Seitenwindböen. Die Landung wird samtweich,
wenn man wie erwähnt die Klappen kurz vor dem Aufsetzen fast ganz einfährt.
Anflug auf den Flugplatz Allenstein
Falke = Holz also bloß nicht im Freien lassen
Grob = Verbundbauweise also passiert nach einem Regen nichts.
Die Randbögen an unserem Falken zeigen schon die typischen Erscheinungen
von lackierten Holzteilen, die mal feucht geworden sind: kleine Risse, an denen
bald die Farbe abplatzen wird.
Die Grob gibt es genauso wie den Falken mit Klappflächen, so dass der
Flieger schön „zusammengefaltet“ werden kann. Bei der Grob kann man das mit
einer Person machen, bei dem Falken ist es auch zu zweit nicht leicht.
Keli auf dem Flugplatz in Allenstein
Die Pflege der Motoren ist identisch. Die Pflege der Zelle ist
typisch für die jeweilige Bauweise. Unsere arme Keli hat wohl lange keinen
Liebhaber mehr gehabt und hat daher wenig Zuwendung genossen. Trotzdem steht
sie jetzt super da, nachdem sie poliert worden ist. Dank des neu lackierten
Motorträgers (Rudi weiß wieder wer gemeint ist) sieht auch der Motorraum gleich
zehn Jahre jünger aus. Wehe sie wird verkauft.
Da der Falke keine zwei Jahre alt ist (wer kauft so etwas?) ist er
beinahe wie neu. Leider wurde in diesem Jahr die Haube demoliert, was mir in
der Seele weh tut, auch wenn ich kein Liebhaber der KBUR bin.
Manne (1.Vorstand) , Matze (Kassierer) und Werner bei der Arbeit
an der Keli Fläche
Vom fliegerischen her würde ich keinem der Flugzeuge große
Vorteile oder Nachteile attestieren. Ich könnte mit beiden leben.
Die von mir erwähnten Unterschiede rühren vom generellen Konzept
beider Flugzeuge: eines in Gemischtbauweise mit der Sitzhaltung, die auch schon
im zweiten Weltkrieg praktiziert wurde und ein bequemer Reisemotorsegler für
die Langstrecke in Verbundbauweise.
Die Wartung und Pflege ergibt sich ebenfalls aus dem Konzept.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Fliegen mit diesen
Flugzeugen Spaß macht. Erst recht wenn man z.B. Düsseldorf von SIERRA nach
NOVEMBER überfliegt und dabei über Airbussen fliegt. Super!
Dieser Bericht ist rein subjektiv und meine Bemerkungen über den
Falken sind bewusst provokativ. Sofort eine Entschuldigung dafür, nichts für
ungut, aber trotzdem: Technik kann AUCH schön sein. Daran muß ich immer denken,
wenn ich einen vorbeihoppelnden Zentralfahrwerk – Falken sehe.J
Grüße, Gregor