Bergfalke III




[Hänger] [Aufbau] [Bodenhandling] [Cockpit] [Start] [Flug] [Landung] [Vergleich] [Resumeé]


Einleitung:
Um mal nen schönen Gegensatz zum Testbericht der DG 1000S zu schaffen, hier der Bericht über unseren Bergfalken III. Wir hatten das Flugzeug vor ca. 2 Jahren erstanden, die letzte Grundüberholung ist 12 Jahre her, also werde ich keinen Kommentar zum Zustand geben. ;-) Im Winter kommt die GÜ.
Aber zum Thema !


Hänger:

Wir haben für den Bergfalken einen selbstgebauten, geschlossenen Hänger. Zum Aufbau wird der Hänger vorn so weit hochgekurbelt, bis er mit dem Heck auf dem Boden aufsitzt. Die hintere Hälfte des Hänger"daches" läßt sich hochklappen, die Heckklappe wird auf den Boden geklappt und dient als Rampe für Rumpf- und Flächenwagen. Der Rumpf und die Tragflächen sind auf kleinen Wagen befestigt und lassen sich bis zum Aufbauort darauf fahren. Das Höhenleitwerk hängt an der Decke.
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Aufbau:
Zum Aufbau sind mindestens 5 Personen notwendig. Zuerst wird der Rumpf aus dem Hänger gezogen, vom Rumpfwagen losgeschraubt (2 Flügelschrauben) und aus ihm herausgehoben (3 Personen). Zum Anstecken der Flügel sind 5 Personen notwendig: Einer hält den Rumpf waagrecht 3 bringen den ersten Flügel (Einer an der Flügelspitze, einer an der Wurzel, einer an der Endleiste). Ebenso braucht man 3 Leute für den zweiten Flügel. Der Linke Flügel muss zuerst gesteckt werden, da an seinem Holm die Gabelverbindung sitzt. Damit der Hauptbolzen gesteckt werden kann, müssen die Personen an den Flügelspitzen dieselben stark nach vorne (schnauzwärts) drücken. Dies ist angeblich bei allen Bergfalken so. Der Hauptbolzen wird mit einer Fokkernadel gesichert, ebenso die 4 Kläppchen am Rumpf, die das Einführen der Holme in den Rumpf erleichtern. Die Querruder werden mit Flügelmuttern mit der Steuerung verbunden und mit Fokkernadeln gesichert. Unser Bergfalke III hat nicht die üblichen DFS-Drehbremsklappen (diese schließen automatisch an), sondern ist mit Schempp-Hirth-Bremsklappen ausgerüstet. Diese müssen manuell angeschlossen werden, mit je einem Steckbolzen und einer Fokkernadel als Sicherung. Für diese Arbeit ist viel "Fingerspitzengefühl" erforderlich ! Das Höhenruder kann von 2 Personen aufgesteckt werden. Es wird mit einer Kronenmutter und einer Fokkernadel gesichert. Das Höhensteuergestänge ist über eine kleine Klappe (li und re) im Rumpf unter dem Höhenleitwerk zugänglich. Es muss mit einem Steckbolzen angeschlossen und mit einem Splint gesichert werden. Für diese Arbeit ist noch mehr Fingerspitzengefühl erforderlich :-( ! Trimmungszug am Höhenruder einhängen nicht vergessen !
Ein eingespieltes Team baut den Bergfalken in 15-20 min auf, ein Aufbau ohne fachmännische Leitung kann aber leicht zur Verzweiflung führen ! ;-)
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Bodenhandling:
Der Bergfalke 3 hat auf dem Rumpfrücken, ca. 0,5m vor dem Höhenleitwerk 2 Griffe, an denen man das Heck anheben muss, um das Flugzeug drehen zu können. Unser Bergfalke hat Gottseidank ein Spornrad, sonst müßte man ihn beim Rückwärtsschieben auch anheben. Das wäre unzumutbar, den der Vogel ist hinten sauschwer !!! V.a. weibliche Flugschüler können ihn kaum allein anheben.
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Einstieg & Cockpit:

Der Einstieg in den Bergfalken III gestaltet wegen der hohen Bordwand sportlich. Es empfielt sich für den vorderen Einstieg, zuerst auf die Querstrebe am hinteren I-Pilz zu sitzen und dann die Füße über die Bordwand zu schwingen. Für den hinteren Sitz setzt man sich am besten zuerst auf die Flügelwurzel und schwingt dann die Beine ins Cockpit.
Gemütlich ist der Bergfalke 3 ohne Kissen nirgends. Ich persönlich sitze vorn bequemer, hinten hat man in der Breite zwar etwas mehr Platz, allerdings sitzt man mit dem A...llerwertesten unangenehm tief (wie auf nem Donnerbalken...) und hat den Holm im Kreuz.
Alle Bedienhebel, als da wären Klappenhebel (links), Knüppel, Pedale, Ausklinkknopf, Trimmung (rechts), sind vorne gut zu erreichen. Die Seitenruderpedale sind verstellbar und verfügen über mehrere Raster. Das System läßt sich viel besser verstellen, als die alte Schleicherlösung (aus K8,6,13,etc.). Hinten ist ebenfalls alles gut in Richweite, ausser dem Trimmhebel und der Pedalverstellung, die gibt es nämlich hinten nicht.
Die Lüftung erfolgt, sehr spartanisch, über zwei kreisrunde Löcher in der Haube, wo sonst heutzutage ein Verstellfensterchen ist, außerdem verfügt die Haube vorn über einen Schlitz zur Zwangsbelüftung.
   Durch die relativ hohe Bordwand ist die Sicht nach schräg-unten rundherum eingeschränkt, vom hinteren Sitz noch stärker als vorne. Bei kleineren Piloten/Schülern ( < 1,65m ) sind daher Sitzkissen Pflicht.
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Start:
Vor dem Start an der Winde ist das Seitenruder voll links auszuschlagen, da die Kupplung auf der linken Rumpfunterseite sitzt und das Flugzeug somit nach rechts ausbrechen will. Ansonsten erfolgt das Anrollen im Windenstart mit neutralem bis leicht gedrückten Knüppel. Tendenz zum Aubäumen besteht nicht. Der Windenstart ist unproblematisch.
Der F-Schlepp an der dafür vorgesehenen Bug-Kupplung ist ebenfalls nichts besonderes. Die groooooßen Querruder reichen aus, um beim Anrollen die Flächen waagrecht zu halten. Allerdings sollte man auf eventuelles Fügelablegen schnell mit Querruderausschlägen reagieren, ein bißchen träge ist er in der Anfangsphase halt schon. Ist eben schon etwas betagt, der Gute.
Hat er dann abgehoben, läßt sich der Bergfalke III gutmütig hinter dem Schleppflugzeug steuern.
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Flug:
Natürlich ist der Bergfalke III, Erstflug 1963, im Handling schlecht mit den heutigen Flugzeugen zu vergleichen. Trotzdem sind Quer- und Seitenruder gut aufeinander abgestimmt. Es ist keine Überdosierung des Seitenruders erforderlich, um den Faden beim Kurven in der Mitte zu halten, anders als bei seinem Vorgänger. Dies liegt zum einen an dem höheren und schlankeren Seitenruder. Andererseits liegt es an der sogenannten Frise-Nase. Das sind Spoiler, die an jeder Querruderunterseite vor der Ruderachse sitzen und die sich bei einem Querruderauschlag jeweils am kurveninneren Ruder in den Luftstrom stellen, somit diesen Flügel abbremsen und damit u.A. der Gierunterstützung dienen.
Der Kurvenwechsel gestaltet sich träger als z.B. mit der Ka 8, aber immer noch akzeptabel. Das Höhenruder ist gut wirksam, mit der Trimmung (über ein Trimmruder) läßt sich das Flugzeug über einen Großteil des zugelassenen Geschwindigkeitsbereiches trimmen.
Gekurbelt wird der Bergfalke III mit ca. 80 Km/h. Langsamer geht zwar auch (bis ca. 70), aber dann werden die Ruder doch schon sehr träge und schwammig. Im Kurbeln muss man immer etwas Seitenruder in Kurvenrichtung stehen lassen, oder alternativ den Flieger immer wieder mit leichten Seitenruderausschlägen wieder in die Kurve "kicken". Außerdem darf man das Stützen mit dem Querruder, je nach Querlage, nicht vergessen. Steigen tut der Bergfalke III echt gut !
Überlandflüge mit dem Bergfalken sind natürlich möglich, aber bei einer Gleitzahl von 28 bei ca. 80 Km/h und einem Mindestsinken 0,73 m/s bei 71 Km/h überwiegt hier natürlich der Funfaktor und nicht der Leistungsgedanke. Spätestens nach mehr als 3 Stunden meldet sich dann auch das Sitzfleisch schmerzhaft zu Wort...
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Landung:
Die empfohlene Landegeschwindigkeit des Bergfalken III liegt bei 90 km/h. Anflüge mit Höhenreserve sind kein Problem. Die Klappen wirken einfach gut, sind sie voll gesetzt und wird dann gedrückt, so gehts gut runter mit nur moderater Fahrtzunahme. Bei den Klappen handelt es sich um Schempp-Hirth Bremsklappen wie bei der Ka 8, also nach oben und unten ausfahrend, so dass bei ausgefahrenen Klappen ein "Loch" im Flügel entsteht und damit ein Druckausgleich zwischen Ober- und Unterseite  stattfindet (->Auftriebsverlust).
Außerdem läßt sich der Bergfalke super und sehr wirksam slippen. Einleiten mit voll Querruder und Seitenruder, wobei das Querruder anschließend wieder etwas (auf ca. 3/4 - 2/3) zurückgenommen werden kann. Ziehen nicht vergessen !
Abfangen mit nicht mehr ganz ausgefahrenen Klappen. Sonst wär die Sinkgeschwindigkeit zu hoch (kein sauberes Ausschweben), außerdem sind die letzten cm Hebelweg des Klappenhebels mit der Radbremse gekoppelt. Die Bremse wirkt gut.
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Vergleich mit anderen Typen:
Hier möchte ich den Bergfalken III mit dem Bergfalken II/55 als Vorgänger und der ASK 13 als eventuelles Konkurenzmuster vergleichen. Beide Flugzeuge habe ich selbst schon geflogen.
Gegenüber dem Bergfalken II/55, den wir voher hatten, ist der 3er eine wahre Wohltat: Die Bordwand ist niedriger, Quer- und Seitenruder sind viel besser abgestimmt, die Klappenwirkung ist um Welten besser, die Radbremse vorteilhaft und das Spornrad ein Segen. Man muß hier sagen, dass das Spornrad, die Schempp-Hirth-Bremsklappen und die Radbremse auch im Bergfalken II/55 nachgerüstet werden können.
Im fliegerischen Vergleich zur ASK 13 schneidet der Bergfalke III etwas schlechter ab. Die Sicht für Schüler und Lehrer ist in der 13 besser, die ASK 13 ist etwas wendiger, die Klappen sind in etwa gleich gut wirksam und die 13 ist am Boden viel besser handhabbar. Die Flugleistungen sind in etwa gleich. Allerdings kostet ein Bergfalke III 2500-3000 Euro, eine ASK 13 aber ca. 10 000 Euro oder wesentlich mehr. So viel besser ist die ASK 13 meines erachtens nicht. Betrachtet man den Preis also mit, so hat der Bergfalke das bessere Preis/Leistungsverhältnis unter den Schulungsflugzeugen in Gemischtbauweise.
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Resumeé:
Der Bergfalke III ist ein gutmütiges Schulungsflugzeug, sehr günstig in der Anschaffung, robust konstruiert, gut abgestimmt und einfach zu fliegen. Obwohl für die Schulung doch attraktivere Alternativen bestehen, z.B. die ASK 13 in dieser Leistungsklasse, so besticht der Bergfalke III durch seinen geringen Preis, der ihm in Verbindung mit seinen (Flug-)Eigenschaften zu einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis verhilft.
Nachteile sind meiner Meinung nach die schlechtere Sicht für kleinere Piloten, das mühsame Bodenhandling (v.A. ohne Spornrad) sowie die fickrigen Anschlüsse der Schempp-Hirth-Bremsklappen und des Höhenruders.
Für doppelsitzige Spassflüge im Bergfalken bin ich immer zu haben, es ist einfach ein unkompliziertes Segelflugzeug und solang man nicht großertig auf Strecke will, ist es einfach witzig, den Kollegen in ihren Plastikschüsseln wegzusteigen, deren Rechner schon mehr kostet als dieses Flugzeug *gg* !
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by Steffen Schäufele
Schülerfluggemeinschaft
Helfenstein-Gymnasium Geislingen