Allgemeines:
Diesen Sommer hatte ich ausführlich die Gelegenheit, unsere Vereins ASW-15B zu fliegen. Der erste Eindruck: Es ist einfach umwerfend,
dieses Flugzeug zu fliegen. Nicht nur, dass es elegant ausschaut, es fliegt sich genau so.
Die erste Konstruktion von Herrn Waibel kann schon auf den ersten Blick
überzeugen. Der nach den Flächen leicht nach unten gebogene Rumpf wirkt zwar im
Vergleich zu den heutigen Kunststoffeinsitzern etwas ungewohnt kaschiert
allerdings die noch recht dicke Rumpfröhre. Ich hatte das Glück, das Flugzeug
gleich im Sommerlager für mich alleine zu haben und so ausgiebig testen zu
können.
Aufrüsten:
Da ich kennen Hallenstellplatz hatte musste ich den Flieger jeden Tag auf- und Abrüsten. Mit drei Mann sollte das Aufrüsten
problemlos innerhalb von 20 Minuten erledigt sein. Sobald die Flächen angesetzt sind müssen nur noch die Hauptbolzen gesteckt
und mit dem Sicherungshaken verriegelt werden. Die L'Hotellier Anschlüsse sind auch gut zu erreichen, lediglich die Fokkernadeln zur Sicherung
erfordern ein wenig Geschick. Als Tip: Die Nadeln einfach mit ein wenig Zwirn an die Gestänge binden, dann fallen sie einem auch nicht in den
Rumpf, wenn das Sichern mal schiefgehen sollte.
Das Höhenruder wurd nur eingesteckt und mit einem kurzen Zug an der Sicherung verriegelt. Das ganze dauert etwa 20 Sekunden! Toll nicht?
Wichtig ist nur, dass man die Sicherung hinterher noch abklebt, dann kann sie sich auch nicht aus versehen lösen.
Sitzprobe:
Für etwas fülligere Menschen wie mich ist die ASW-15 zunächst eine Herausforderung. Es sollte ausgiebig getestet werden., ob die
Sitzschale benötigt wird, oder ob man besser ohne fliegt. Was allerdings gleich auffällt ist die bequeme halb liegende Position
in der man in dem Flieger sitzt. Auch das an der rechten Bordwand angebrachte LX20 erfordert ein wenig Fädelarbeit
beim Einsteigen,
stört aber nur wenig, wenn man erst einmal die richtige Sitzposition gefunden hat.
Wichtig ist auch, dass man am Boden ausgiebige Versuche mit der Haube macht, die ähnlich wie die Haube der K-6 eingefädelt werden muss
und beim Aufsetzen ein wenig Übung abverlangt. Je nachdem ob mit oder ohne Sitzschale geflogen wird ist die Kopffreiheit
unter der Haube recht gering. Ein wenig sollte aber schon vorhanden sein, da man beim Rollen auf einer etwas unebenen Piste
schnell ein paar Schläge auf den Kopf bekommen kann. Hat man erst einmal die richtige Position gefunden so merk man schnell
dass der Flieger trotz der Enge im Cockpit doch recht bequem sein kann.
Fliegen:
Der Start:
Bei meinem ersten Start hat mich die Ausbrechneigung der ASW-15 wirklich überrascht. War ich es doch von der K-6 schon ein wenig
gewohnt, beim Start ins linke Seitenruder zu treten, so ist es bei der ASW-15 unabdingbar. Man hat zunächst das Gefühl, stark
schiebend abzuheben. Oft wird bei dem Flieger von einer verstärkten Aufbäumneigung gesprochen, die ich allerdings nicht
beobachten konnte. Wenn die Trimmung je nach Gewicht in der 4.-6. Raste von hinten gerastet ist, so steigt das Flugzeug im 1. Drittel
von ganz alleine. Ab dem 2. Drittel kann dann je nach Fahrt beherzt gezogen werden. Es darf auch nicht verwundern, wenn dann
plötzlich der Knüppel fast vollständig gezogen ist. Das Pendelhöhenruder hat nur einen geringen Ausschlagbereich, ist allerdings
sehr wirksam. Am Ende des Windenschlepps sollte zügig nachgelassen werden um mit etwa 100 Km/h aus dem Schlepp zu kommen.
Je nach Sitzposition ist der Kupplungsgriff, der sich zwischen den Beinen befindet nur schwer zu erreichen.
Es bietet sich auch an, die Pedale vor dem Schlepp eine raste mehr nach vorn zu
stellen um so Vollausschläge beim Start geben zu können. Die Pedalstellung kann
dann im Flug problemlos korrigiert werden. Jetzt nur noch den Fahrwerkshebel
betätigen und man hat das volle Fluggefühl. Das Einfahren ist nicht ganz leicht, dafür fällt das Fahrwerk
beim Entriegeln fast von alleine aus dem Schacht.
Der Flug:
Was als aller erstes auffällt sind die unheimlich kleinen Ruderwege und die geringen Ruderdrücke, die die ASW-15 hat.
Mit nur geringen Querruderausschlägen rollt das Flugzeug schnell um die Längsachse. Die B-Variante hat zudem noch ein vergrößertes Seitenruder, so
dass nur wenig Seitenruderausschlag gegeben werden muss. Man hat gleich von Anfang an das Gefühl, das Flugzeug fliegt
wie auf Schienen. Lediglich die Seitenruderausschläge erfordern ein wenig Übung um am Anfang die richtige Dosierung zu finden.
Die Fahrtgeräusche sind recht gering, so dass der Horizont stets im Auge behalten werden sollte.
In der Thermik verhält sich die ASW-15 sehr gutmütig, wie alle Schleicher Flugzeuge. Sie will mit etwa 85-90 Km/h
geflogen werden, denn dann steigt sie am Besten. Aber auch Geschwindigkeiten um 80 Stundenkilometer sind noch problemlos zu händeln
und ein Abkippen wird rechtzeitig durch das familiäre Rütteln am Höhenruder
angezeigt. Hin und wieder möchte der Flieger einen kleinen Ausschlag des
Seitenruders um die Drehung beizubehalten, viele Korrekturen waren in der Regel
aber nicht nötig. Ich konnte bei entsprechend geringer Fahrt
dennoch keine übermäßige Neigung zum Abkippen feststellen. Die ASW-15 kann in der Thermik problemlos mit den neueren Kunststoffeinsitzern
mithalten und bei entsprechendem Kreisen steigt sie sogar noch um einiges besser, als beispielsweise eine DG100 oder ein Cirrus.
Der Ausstieg aus der Thermik verläuft recht schnell und durch das sehr wirksame Pendelhöhenruder liegen schnell 120-130 Km/h an.
Geschwindigkeiten bis 150 sind noch gut machbar, danach steigt das sinken deutlich an, so dass man nur bei entsprechender
Thermik höhere Geschwindigkeiten wählen sollte. Im Vorflug werden die Schwächen der ASW-15 deutlich. Auch wenn teilweise
nur 1-2 Gleitzahlpunkte unterschied bestehen, so marschiert sie nicht ganz so gut, wie die Konkurrenten der Clubklasse.
Dennoch hat man mit bis zu 130 eine gute Geschwindigkeit, die auch längere Distanzen über Land
ohne großartiges Sinken problemlos möglich machen.
Vernünftig ausgetrimmt sind kaum noch Ruderdrücke zu spüren. Da die Trimmung aber an der linken Seite etwas unterhalb des
Klappenhebels angebracht und nicht besonders groß ist, erfordert ein schnelles Umtrimmen etwas Geschicklichkeit.
Als kleiner Tip: Wenn es über längere Strecken geht empfehlen sich geschlossene Schuhe und etwas dickere Socken, da ich nach etwa
zwei Stunden angefangen habe wirklich kalte Füße zu bekommen. Nach dem ersten Flug über drei Stunden musste ich erst einmal
im Flieger sitzen bleiben, um wieder wärmere Füße zu bekommen. Dies mag vielleicht der guten Lüftung geschuldet sein.
Diese verhindert übrigens auch bei höherer Luftfeuchtigkeit das Beschlagen der Haube.
Die Landung:
Ist das Fahrwerk ausgefahren und verriegelt so kann man sich an die Landung begeben. Es empfiehlt sich eine Geschwindigkeit
zwischen 95 und 100 zu wählen um bei entsprechenden Leewirkungen noch ein wenig Reserve zu haben. Der Klappenhebelweg ist recht klein,
so dass man die Klappen vorsichtig dosieren sollte. Mit ein wenig Übung jedoch ist eine genaue Dosierung kein Problem. Werden die Klappen die bei
dieser Geschwindigkeit hervorragend wirken, ganz ausgefahren, so ist ein Fahrtverlust von etwa 5 Km/h zu bemerken. Allerdings
hat dies kaum einen Effekt auf eine sichere Landung. Das Ausschweben kann bei einer leichten Rückenwindkomponente etwas länger ausfallen
allerdings lassen sich mit der ASW-15 bei einhalten der Geschwindigkeit sehr gute punktgenaue Landungen machen. Der etwas höhere Horizont ist bei den ersten
Landungen auch noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber der Abfangbogen kann mit dem wirksamen Höhenruder sanft und sicher
dosiert werden. Die Radbremse, die mit dem Klappenhebel gekoppelt ist wirkt sehr gut, allerdings ist bei dem ungefederten Rad
ein ebener Platz rückenfreundlich und verhindert ungewolltes Anschlagen mit dem Kopf an der Haube (siehe oben).
Fazit:
Die ASW-15 ist ein wunderschönes und gutmütiges Flugzeug, dass problemlos auch wie bei uns für die Schulung eingesetzt werden kann.
Die Ruderabstimmung ist wie bei den meisten Schleicher Flugzeugen nahezu perfekt und das Flugzeug kann auch mit wenig Übung
ohne großartiges Auswandern des Fadens geflogen werden. Auf Überlandflügen gibt es in der Clubklasse sicherlich bessere
Flieger, aber die ASW-15 kann trotz ihres Alters noch gut mithalten. Die gute Ergonomie im Cockpit macht die Enge wieder wett
und Flüge über 3 Stunden sind noch ohne großartige Anstrengung möglich. Als erster Flieger ist die ASW-15 definitiv zu
empfehlen und bietet auch für den Einstieg in Clubklasse-Wettbewerbe eine gute Wahl, was das Preis-Leistungsverhältnis
angeht.